Rabenaas: Ein Rügen-Krimi
Rabenaas
Kerstin Sonntag, eine Kollegin von Hauptkommissar Luka Kroczek, gerät in eine schwierige Situation. Als sie auf eine junge Frau im Drogenrausch schießt, da sie ein Messer in der Hand hält, behauptet deren Mutter es gäbe gar kein Messer. Da ihre Tochter schwer verletzt ist, im Koma liegt, lastet dieser Vorwurf sehr schwer auf Kerstin. So schwer, dass sie erstmal suspendiert wird, denn es gibt keine Zeugendie sie entlasten könnten.
Martha Schreppers, die Mutter des Opfers ist als Rabenaas bekannt, kommt aus einer einschlägigen Familie, der man bisher leider nicht viel nachweisen konnte. Ein roter Faden aus Gewalt und Kriminalität rankt sich um diese Familie. Sogar ein kleines Mädchen wird bedroht, was für mich deutlich machte, wie skrupellos die Mitglieder dieser Sippe sind. Ein Mord bringt Luka und seine Kollegin auf den Plan, die Ermittlungen beginnen.
Luka Kroczek und seine Kollegin Conny, die ich bereits aus dem mir bekannten Vorgänger Krähennest gut kenne, haben eine harte Nuss zu knacken. Auch für die Polizisten ist es schwer, dieses Ausmaß zu ertragen. Als dann sogar Luka und seine Familie bedroht werden, wird der Krimi zu einer Nervenprobe. Dem Leser wird seitens der Autorin Klara Holm viel abverlangt. Ich finde, dass auf diesen 300 Seiten enorm viel passiert ist, viel Spannung und Nervenkitzel.
Die Charaktere waren mir größtenteils aus dem Vorgänger noch gut bekannt. Kroczek ist ein sympathischer Protagonist. Die Zusammenarbeit mit Conny und Luka finde ich interessant, zumal sie mit ihrer Art etwas speziell rüberkommt, sie reagiert nicht immer so wie man es erwarten würde. Schön ist auch, dass die Altbekannten Figuren sich weiterentwickeln, sie bringen auch ein Privatleben in die Geschichte ein.
Martha Schrepper ist die Hassfigur schlechthin, aber perfekt dargestellt. Mit dieser Figur, die ihren Namen wirklich zurecht trägt, hat Klara Holm eine Bereicherung für das Buch geschaffen.
Mir gefällt auch, dass die Titel der Reihe sehr gut zusammenpassen. Mittlerweile gibt es drei Bände, Möwenfrass, Krähennest und Rabenaas! Teil 2 und 3 kenne ich, und mir haben beide sehr gut gefallen. Klara Holm schreibt Krimis, die den Leser gut unterhalten!
Packend
Was wie ein harmloser Routinefall beginnt – ein Streit unter Nachbarn – entwickelt sich zu einer Herausforderung für die Beamten des Kommissariats auf Rügen.
Kerstin Sonntag wird von einer jungen, drogenberauschten Frau mit dem Messer bedroht und schießt in Notwehr. Aber niemand außer ihr hat ein Messer gesehen. Die junge Frau gehörte zum Clan der Schreppers, eine kriminelle Familie, die seit Jahren die Insel und die Nachbarschaft beherrscht, denen aber nie etwas nachzuweisen ist. Oberhaupt der Familie ist Martha Schrepper, als Rabenaas bekannt und gleichermaßen gehasst, wie gefürchtet.
Für Kerstin sieht es nicht gut aus, ihr Chef Luka Kroczek hegt schon länger eine persönliche Abneigung gegen sie und lässt es an Unterstützung mangeln und der eingesetzte LKA Beamte lässt sich durch Vorurteile beeinflussen und ermittelt schlampig.
Derweil eskaliert der Streit in der Nachbarschaft der Schreppers, es gibt noch einen Toten, gefährliche Angriffe und Überfälle und immer geben sich die Familienmitglieder gegenseitig hieb-und stichfeste Alibis. Natürlich haben sie auch immer einen äußerst gewieften Anwalt im Schlepptau. Das zerrt an den Nerven der Beamten, sie suchen nach Motiven, nach greifbaren Beweisen und ziehen frustriert immer wieder den Kürzeren, selbst als das Rabenaas nicht davor zurückschreckt, Lukas Tochter mit einem Messer zu bedrohen, bleibt das folgenlos. Realistisch wird auch geschildert, wie hilflos die Polizei dem Treiben gegenüber steht, wenn sie sich an die Regeln hält, der Familienclan aber jede Regel bricht.
Ein spannender Fall, der zeigt, wie schnell die Beamten an ihre Grenzen stoßen können, die Eskalation von Gewalt ist rau und hart beschrieben, gerade aus der wirklichkeitsnahen Darstellung zieht der Krimi seine Faszination. Besonders die Figuren der Familie Schrepper sind toll charakterisiert. Hart, aber nie unglaubwürdig dargestellt, habe ich zwar keine Empathie für sie entwickeln können, wohl aber ein Verständnis, wie Charakter deformiert werden können. Schon bei der kleinen Enkelin der Martha Schrepper ist das zu spüren.
Gleich von den ersten Seiten an gelingt es Klara Holm mich in den Bann der Geschichte zu ziehen, auch wenn ich nicht alle Vorgängerbände kenne, ist der Einstieg problemlos. Das Tempo des Krimis ist von Beginn an rasant und ich war sofort in die Handlung einbezogen. Wie sehr merkte ich daran, dass ich mich mit einzelnen Figuren zu solidarisieren begann und wünschte dem Rabenaas das Handwerk zu legen. Der Plot ist verzwickt und überrascht immer wieder durch neue, absolut logische Wendungen. Das war wirklich ein Buch, das mich für Stunden nicht losgelassen hat, was ich mir für einen Krimi auch wünsche.